Lisa Braun

Ivo Strigel und Graubünden - Export als Werkstattstrategie

Flügelaltar aus der Kirche Sta. Maria Assunta di Calanca (Graubünden, CH), 1512, Werkstatt des Ivo Strigel (Memmingen, DE), Lindenholz geschnitzt und gefasst sowie Tafelmalerei, 567cm x 375cm (geöffnet), Eigentum Historisches Museum Basel. © Lisa Braun

Das Dissertationsprojekt „Ivo Strigel und Graubünden - Export als Werkstattstrategie” wird zum Einen von produktionstheoretischen Fragestellungen und zum Anderen von rezeptionsästhetischen Fragestellungen bestimmt, die methodologisch innovativ verbunden werden sollen. Zentrum des Forschungsvorhabens ist die Bildschnitzerwerkstatt der Familie Strigel in Memmingen. Mitte bis Ende des 15. Jahrhunderts spezialisierte sich die Werkstatt unter Ivo Strigel auf farbig gefasste Altarretabel, die für das nahe Ausland Schweiz und Österreich wahre Exportschlager wurden. Die Arbeit wird sich im Besonderen dem Nachspüren der Produktionsprozesse innerhalb der Werkstatt widmen, da an diesem Ort schon im 15. Jahrhundert quasi am „laufenden Band“ produziert wurde, um dadurch auch genauere Erkenntnisse zur Herstellungsweise der Altarretabel zu gewinnen. Interessant wird in diesem Zusammenhang auch, ob die Beliebtheit der Strigelschen Retabel auf einer Art Trademark gründete, das sich trotz stilistischer Vielfalt in allen Retabeln entdecken ließ. Neben den Untersuchungen der Bearbeitungsspuren am Material Holz ist für das Forschungsprojekt auch die Materialikonographie von großer Bedeutung. Unterfüttert mit rezeptionsästhetischen Fragestellungen sollen die historischen Potentiale der Verlebendigung im Material, in den Farbfassungen und in der Inszenierung der Altarretabel untersucht werden. Alle Überlegungen entfalten sich dabei um das Altarretabel aus St. Maria Assunta di Calanca, das heute im historischen Museum Basel gezeigt wird und um 1512 von der Strigelschen Werkstatt gefertigt wurde. Das Dissertationsprojekt zielt also auf eine doppelte und synthetisierende Perspektive auf Schnitzretabel, die einerseits als materielle und technische Artefakte betrachtet werden und andererseits als Medium der Verkörperung und Vergegenwärtigung im rezeptionsgeschichtlichen Horizont ihrer Zeit gezeigt werden sollen.


Zur Person

Lisa Braun studierte von 2012 bis 2018 im B.A.- und M.A.-Studiengang Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz. In ihrer Abschlussarbeit konzentrierte sie sich auf die Konzeption heiliger Orte in Architektur und Bild im norditalienischen Duecento. Diesen Forschungsschwerpunkt auf mittelalterlicher Sakralkunst führte sie in ihrer Masterarbeit fort, in der sie sich auf Schnitzretabel im süddeutschen Raum fokussierte. Die methodologisch innovative Verbindung von Kunsttechnologie und Kunstwissenschaft, die sie bereits hier anstrebte, wird in ihrem Promotionsprojekt zu ‚Holz und Farbe - Verkörperung in süddeutschen Schnitzretabeln zwischen Materialikonographie und Rezeptionsakt‘ weiter verfolgt. Auch zu den internen Prozessen innerhalb der Bildschnitzerwerkstätten und dem Export der Flügelaltäre sollen hierbei neue Erkenntnisse gewonnen werden.

Betreuungsteam                                

 
Erstbetreuung Prof. Volker Schaible, ABK Stuttgart
Zweitbetreuung Prof. Dr. Steffen Bogen, Uni Konstanz
Mentor*innen Dr. Georg Habenicht
 

Dr. Anna Moraht-Fromm,

Kultur- und Bildwissenschaft – Sachverständige, Berlin

Praxispartner Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg
  Zusammenarbeit mit Dr. Anna Moraht-Fromm im Rahmen des Projektes „Corpus Strigel - 100 Jahre“ - Die Online Datenbank