Madonna aus Ochsenhausen, Werkstatt Niklaus Weckmann, Mikroskopaufnahme eines Querschliffs von einer Materialprobe aus dem Mantel. rechts: Dunkelfeld, links: (gespiegelt) UV-Strahlung. Zu erkennen sind zahlreiche Farbschichten, welche darauf schließen lassen, dass der Mantel mehrmals überarbeitet und farblich umgestaltet wurde. © Anna Egeler.

„Das Madonnenprojekt“

Bildschnitzerwerkstätten um 1500 – Spätgotische Madonnenskulpturen von Niklaus Weckmann und Michel Erhardt

Während ihres Praxissemesters an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ergab sich für die Kollegiatin des Graduiertenkollegs „Rahmenwechsel“ Lisa Braun die Gelegenheit, im Zuge des dortigen Praxisprojekts I mit zwei Studentinnen der Gemälde- und Skulpturenrestaurierung zusammenzuarbeiten. Die Bachelorstudentin Julia Sachse und die Masterstudentin Anna Egeler bearbeiteten in Kooperation mit dem Fachgebiet Restaurierung Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg (unter Leitung von Jochen Ansel und Dr. Dörthe Jakobs) zwei spätgotische Madonnenskulpturen. Diese Skulpturen repräsentieren zwei der erfolgreichsten Ulmer Bildschnitzerwerkstätten um 1500: Die Werkstatt Niklaus Weckmann und die Werkstatt Michel Erhardt. Schon auf den ersten Blick traten erstaunliche Unterschiede zwischen den beiden Skulpturen zu Tage, vor allem in Bezug auf den heutigen Erhaltungszustand und die Herstellung. Hand in Hand arbeiteten die drei Nachwuchsforscherinnen aus den Disziplinen der Konservierung/Restaurierung und der Kunstwissenschaft nun an der Untersuchung und Erforschung der Madonnenskulpturen. Sie kombinierten kunsttechnologische Ergebnisse mit Provenienzforschung und Stilkritik und konnten so Teile der wechselhaften Madonnenleben rekonstruieren und Rückschlüsse auf Auftrag, Intention und Arbeitsweise der spätmittelalterlichen Künstler ziehen. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit konnten die Blickwinkel beider Disziplinen geweitet und Ergebnisse generiert werden, die eine ganzheitliche Betrachtung und Einordnung der Madonnenskulpturen ermöglichten. So zeigte sich beispielsweise, dass eine zunächst als spätere Überarbeitung eingeschätzte Ausbesserung im Holz einer Madonna tatsächlich eine originale Bearbeitungsspur der Werkstatt Weckmann war.

Kurzfilm zum Projekt