Newsletter WS 19/20

Newsletter 03 – WS 2019/20

Liebe Mitglieder des Graduiertenkollegs Rahmenwechsel, liebe Interessierte,

schon wieder neigt sich ein ereignisreiches Semester dem Ende zu. Zwischen Praxisaufenthalten und theoretischen Grundlagen waren die Kollegiat*innen unterwegs zu Vorträgen und Ausstellun-gen oder auf Forschungsreisen. Zu Beginn wurde das Jahresthema Kontroversen/Controversies bekannt gegeben, unter dem auch unsere Jahrestagung im Mai stattfinden sollte. Aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie ist unsere Tagung auf unbestimmte Zeit verschoben. Sobald sich ein Ersatztermin findet, informieren wir Sie mit einem Sondernewsletter und auf rahmenwechsel.uni.kn.

Praxisaufenthalte

er Beginn des zweiten „Rahmenwechsel“- Jahres stand im Zeichen der Praxis und führte vier unserer Kollegiat*innen für ein Semester an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste (ABK) Stuttgart. Dort erhielten Lisa Braun, Elisa von Minnigerode und Verena Wallner auf dem Killesberg Einblicke in den Studiengang Konservierung und Restaurierung von Gemälden und gefassten Skulpturen, während es für Anna Katharina Thaler nach Fellbach zum Studiengang Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken auf Papier, Archiv- und Bibliotheksgut ging. Neben dem Besuch von Lehrveranstaltungen, sammelten die Kollegiat*innen anhand von individuell zugeschnittenen Praxisprojekten vertiefende Einblicke in die Bereiche Kunsttechnologie, Konservierung und Restaurierung.

Derzeit entsteht am Kunstmuseum Stuttgart in Zusammenarbeit des Archivs Baumeister (Hadwig Goez, Kuratorin) mit dem Graduiertenkolleg Rahmenwechsel (Verena Wallner, Christiane Kritzer), der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (Christoph Krekel, Wibke Neugebauer, Anna von Reden, Enno Lehmann, Anna-Laura Scheiger), der Willi Baumeister Stiftung Stuttgart und der University of Orgeon, Eugene, USA (Esther Hagenlocher) die Ausstellung Kamm, Pastell und Buttermilch. Willi Baumeister – Adolf Hölzel – Fritz Seitz.

Die beiden beteiligten Rahmenwechsler*innen können das Projekt mit ihrem Wissen füttern und das Archiv Baumeister konnte als wertvoller Praxispartner ins Netzwerk aufgenommen werden. Aus dem regen kollaborativen und interdisziplinären Austausch aus Bildender Kunst, Kunst-wissenschaft, Restaurierung und Vermittlung ergeben sich fruchtbare Synergien, deren Ergebnisse über Rekonstruktionen und weitere Vermittlungstools in die Ausstellung fließen werden.

Im Rahmen der Vorbereitung für die oben erwähnte Ausstellung im Kunstmuseum Stuttgart hatte Christiane Kritzer Zugang zu Pastellen von Willi Baumeister, Adolf Hölzel und Fritz Seitz.

In Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen erfasste und bearbeitete Lisa Braun gemeinsam mit der Restaurierungsstudentin Anna Egeler eine Madonnen-skulptur aus dem Kloster Ochsenhausen (Entstehungszeit um 1500, Weckmann-Werkstatt). An einer der Madonna verwandten Skulptur im Dominikanermuseum Rottweil (Sammlung OEW, Ausstellung „bella figura“) wurde eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Anna Katharina Thaler konnte im Monat März in der Grafik-Werkstatt der ABK verschiedene Drucktechniken wie Radierung und Lithografie ausprobieren. In Zusammenarbeit mit Katja Lorenz, Studentin der Gemälderestaurierung, beschäftigte sich Elisa von Minnigerode in ihrem Projekt mit einer Miniatur von Friedrich Brentel (1580–1651). Hierbei standen Fragen zum funktionalen Rahmen des Objektes im Vordergrund sowie zur Korrespondenz zwischen Miniatur und Rahmen.

Auch abseits des Praxissemesters konnten die anderen Kollegiat*innen praktische Erfahrungen sammeln: V.E. Mandrij hatte die Gelegenheit am Cologne Institute of Conservation Sciences (CICS) gemeinsam mit Mentorin Doris Oltrogge historische Rekonstruktionen von Schmetterlingsabdrücken anzufertigen.

Christiane Kritzer konnte sich mit Esther Hagenlocher anhand praktischer Farb-Übungen zum Thema Pastell in Verbindung mit Farbtheorie austauschen und sie als Mentorin für ihr Promotionsprojekt gewinnen.

Kunst vor Ort

Neben der Praxis gab es für die Kollegiat*innen viele Möglichkeiten, Ori-ginale an verschiedenen Orten zu erkunden und Neues zu entdecken. Denise Madsack erhielt Dank einer Führung mit ihrer Mentorin Karola Lake (Vermögen und Bau Baden-Württemberg) die seltene Gelegenheit den Landtag Baden-Württemberg von innen sowie die Kunstwerke, die sich in ihm befinden, zu sehen. Des Weiteren konnte sie in diesem Semester in Esslingen und Ulm Objekte für ihr Projekt sichten.

Im Rahmen einer Exkursion nach Ulm unter der Leitung ihres Mentors Georg Habenicht besuchte Lisa Braun das Ulmer Münster sowie das Stadtarchiv. Zusammen mit ihrem Zweitbetreuer Steffen Bogen tauschte sich Lisa Braun im Historischen Museum Basel zum Calanca-Altar aus. In Straßburg konnte sie den Strigel-Altar im Musée de l’Oeuvre Notre Dame näher analysieren. V.E. Mandrij hatte die Möglichkeit zwei Gemälde von Otto Marseus van Schrieck zusammen mit der Restauratorin Rebekka Kremkau (Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden) kunsttechnologisch zu untersuchen.

In zahlreichen Ausstellungen konnten die Kollegiat*innen wertvolles Wissen für ihre Forschungen sammeln. Christiane Kritzer besuchte die Ausstellung Making van Gogh im Städel Museum in Frankfurt am Main. Zwei Turner-Ausstellungen boten sich Anna Katharina Thaler: Turner. Das Meer und die Alpen im Kunstmuseum Luzern und Turner. Horror and Delight im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Verena Wallner besichtigte die Ausstellungen Abenteuer Forschung am Germanischen National Museum Nürnberg, Art and Analysis in der National Portrait Gallery  Edinburgh sowie Van Dyck in der Alten Pinakothek München und analysierte dabei die Integration kunsttechnologischer Inhalte in die Ausstellungen. Lisa Braun konnte sich in Basel im Rahmen eines Studientages die Ausstellung Gold und Ruhm des Historischen Museums Basel anschauen.

Forschungsreisen

Die Kollegiat*innen bewegten sich auch dieses Semester nicht nur zwischen Konstanz und Stuttgart. Christiane Kritzer besuchte zusammen mit Christoph Krekel die HfBK Dresden, um dort gemeinsam mit Thomas Prestel das Microfading-Gerät von Tomasz Łojewski aus Krakau kennenzulernen. Seit Februar besitzt das Institut für Konservierungswissenschaften an der ABK Stuttgart ein eigenes Microfading-Gerät, das von Christiane Kritzer im Rahmen ihrer Arbeit für die Bestimmung der Lichtbeständigkeit von Pastellfarben verwendet wird. Nach Zürich ging es für Denise Madsack, die sich dort mit der Fachstelle Kunst des Kantons traf. Elisa von Minnigerode reiste nach London und Northampton, um ihre Forschungsobjekte zu untersuchen, Archivrecherche zu betreiben und sich mit ihren Mentorinnen Joanna Woodall und Aviva Burnstock zu treffen. Bei einer weiteren Reise nach London besichtigte sie Objekte in der National Portrait Gallery. Verena Wallner unternahm eine Forschungsreise nach Amsterdam, um Erma Hermens zu treffen und Einblicke in die Projekte „Operation Nightwatch“ am Rijksmuseum und „Rembrandt Laboratory“ am Museum Het Rembrandthuis zu erhalten.

Konferenzen & Tagungen

Im vergangenen Semester nahmen die Kollegiat*innen an zahlreichen Tagungen sowie Konferenzen teil und hielten auch eigene Vorträge. Unsere Projektkoordinatorin Tilly Laaser beteiligte sich im Januar 2020 am Hochschultreffen der Restaurierungsstudiengänge in Deutschland, Österreich und der Schweiz an der TH Köln, um unter dem Tagesordnungspunkt Geisteswissenschaften - Verknüpfung in der Lehre in Bezug auf das Absolventenprofil mitzudiskutieren und die im Kolleg und als Restauratorin in der Kunstwissenschaft in der Lehre gewonnene Erkenntnisse zu teilen. Denise Madsack besuchte die Konferenzen Future Talks 019 und Public Art - City. Politics. Memory in München sowie die Tagung Hacking the Computable in Stuttgart. Anna Katharina Thaler nahm am Symposium Kunst und Material II: Arbeitsteilung im Schaffensprozess am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA) in Zürich mit einem eigenen Vortrag teil. Im Rahmen der Ausstellung Turner. Horror and Delight in Münster hielt sie ebenfalls einen Vortrag. Lisa Braun besuchte das V. Forum Kunst des Mittelalters des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft in Bern unter dem Thema Ponti, Peaks, Passages. Dort hielt sie einen Vortrag mit dem Titel Export als Strategie – Die Werkstatt Strigel als Favorit Graubündens. Des Weiteren nahm sie an der Spring School des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft zum Thema „Museums- und Sammlungsdokumentation“ an der HTW Berlin teil.

Verena Wallner besuchte die vom Projekt museum4punkt0 veranstaltete Berliner Tagung Digitalwerkstatt Museum, um Impulse für die Vermittlung, Forschung und Entwicklung in Verbindung mit digitalen Tools zu sammeln. Im Rahmen des 8. Interim-Meetings Reflecting on Reconstructions der ICOM-CC Art Technological Source Research Working Group am CICS in Köln stellte V.E. Mandrij die Ergebnisse der eigenen historischen Rekonstruktionen eines Schmetterlingsabdrucks in Form eines Posters vor. Auch Tilly Laaser nutzte die Fachtagung, um sich mit Kolleg*innen auszutauschen und zu vernetzen, die an kunsttechnischen Quellen forschen.

Im Blog THE RECIPES PROJECT. Food, Magic, Art, Science, and Medicine veröffentlichte V.E. Mandrij den Beitrag Touching the Perfect “Noir de Flandres”: a visitor’s experience at the Museum Hof van Besleyden. Beim Jahrestreffen des Arbeitskreises Niederländische Kunst- und Kulturgeschichte (ANKK) in Stuttgart präsentierte V.E. Mandrij ein Paper zum Thema Marseus and the sottobosco genre of painting. Christiane Kritzer wirkte ebenfalls an dem Jahrestreffen mit und führte die Teilnehmer durch die Werkstatt der Gemälderestaurierung an der ABK Stuttgart. Tilly Laaser gab ein Interview für die Radio-Sendung Quarks - Wissenschaft und mehr des WDR5 zum Thema „Die unbekannte Geschichte der Farben“, das im Januar 2020 ausgestrahlt wurde und online noch als Podcast verfügbar ist.

Kolleginterne Veranstaltungen

Für den regelmäßigen Dialog und Austausch zwischen Kunstgeschichte und Kunsttechnologie in Kooperation zwischen der Universität Konstanz und der ABK Stuttgart besuchten die Kollegiat*innen auch dieses Semester Lehrveranstaltungen beider Hochschulen und trafen sich in regelmäßig stattfindenden Kolloquien. Diese boten sich als geeignete Plattform, um die erweiterten Dissertationskonzepte der Kollegiat*innen im Kreise von Betreuer*innen und assoziierten Wissenschaftler*innen zu besprechen. Im von Tilly Laaser organisierten Lektürekreis mit dem Thema Kontroversen wurde sich thematisch passend auf die kommende 2. Jahrestagung des Kollegs vorbereitet. Anhand von Textausschnitten diskutierten die Kollegiat*innen über historische und aktuelle kontrovers diskutierte Restaurierungsmaßnahmen. Bei einem Bildrechte-Workshop im Februar 2020 von und mit Grischka Petri erhielten die Teilnehmer*innen grundlegende Informationen hinsichtlich der Veröffentlichung von Abbildungen und wurden auf den Umgang mit Urheberrechten sowie zu beachtenden Richtlinien zum Thema aufmerksam gemacht.

Mitte März sollte an der Universität Konstanz eine zweitägige Austauschtagung des Kollegs mit Wissenschaftler*innen und Doktorand*innen der HfBK Dresden, insbesondere dem ESF-Projekt „artemak+X Techniken und Materialien der modernen und zeitgenössischen Kunst“ stattfinden, die aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie verschoben wurde.

Wir gratulieren

Zusammen mit V.E. Mandrij wird Verena Wallner seit Januar 2020 im aktuellen MEiN Mentoring Programme des Referats für Gleichstellung, Familienförderung und Diversity der Universität Konstanz gefördert. Für die Pflege und Weiterentwicklung unserer Webpräsenz konnte Tilly Laaser beim Referat für Gleichstellung für die Dauer von zehn Monaten die Stelle einer wissenschaftlichen Hilfskraft einwerben.

Ein besonderer Dank gilt der Dr. August und Annelies Karst Stiftung für ihre großzügige Förderungen mehrerer Vorhaben: Nicht nur die Forschungsreise von Elisa von Minnigerode nach London und Northampton wurde unterstützt, sondern auch Denise Madsack erhielt für ihr Teilprojekt Timeline eine Förderung. Darüber hinaus wird auch Verena Wallner für ihren Praxisaufenthalt am Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Cor-boud in Köln von März bis Juli 2020 gefördert.

Außerdem freuen wir uns sehr, Larissa Weiler, die an der Universität Konstanz zu Anthonis van Dyck promoviert, als neues Mitglied in unserem Kreis assoziierter Doktorand*innen begrüßen zu dürfen.

Jahrestagung

Unsere 2. Jahrestagung zum Thema Kontroversen/Controversies, die für den 13.–15. Mai 2020 geplant war, ist aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben. Wir werden uns um einen Ersatztermin bemühen, den wir Ihnen in einem Sondernewsletter sowie auf unserer Website mitteilen werden.

Wir wünschen Ihnen einen schönen Start in den Frühling! Bleiben Sie gesund!

Mit den herzlichsten Grüßen aus Konstanz und Stuttgart,

Christiane Kritzer und Anna Katharina Thaler

im Namen aller Kollegiat*innen