Giulia Simonini

Farbkarten im Europa des 18. Jahrhunderts. Geschichte ihrer Entwicklung und Anwendung

Farbkarten aus Christian Friedrich Pranges Die Schule der Mahlerey: Mit zwey illuminirten Kupfertafeln, 1782, Johann Christian Hendel, Halle. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur DD90 A 33229, PURL http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN645205737  

Im Europa des 18. Jahrhunderts stieg die Produktion von kolorierten Farbkarten enorm ein, während sind Kolorierte Beispiele vor diesem Zeitraum extrem selten. Diese Produktion bildete eine Brücke zwischen der theoretischen Farbenuntersuchung von Naturphilosophen und Naturhistorikern und dem praktischen Wissen von Künstlern, Färbern, Händlern, Handwerkern und Chemikern. Dementsprechend wurden Farbekarten im langen 18. Jahrhundert zur Schnittstelle von theoretischen und praktischen Ansätzen, Ort der Interdisziplinarität und der Verbindung zwischen akademischem Wissen mit den Wissensbeständen der Praktiker. Kolorierte Farbkarten entstanden infolgedessen im Rahmen einer trading zone, im Sinne von Pamela O. Long. Aus diesem Grund, lassen sich Farbkarten aus einem rein historischer Hinsicht, nicht gut in diesem oder jenem Bereich der Farbforschung oder des Farbwissens einordnen. Bisher ist es in der Literatur zur Farbforschung oder Farbwissen oft nur die Rede von Farbsystemen seitens Wissenschaftshistoriker und Kunsthistoriker oder von Farbmusterkarten seitens Konservatoren und Restauratoren gewesen. Allerdings, nach den ersten Ergebnissen dieser Untersuchung, haben sich beide Kategorien als lediglich zwei Aspekte des wohl breiteren Phänomens von Farbkarten profiliert.

Was genau kolorierte Farbkarten sind, wozu haben sie gedient, und warum stieg ihre Produktion im 18. Jahrhundert enorm ein, sind daher die Ausgangsfragen dieses Dissertationsprojekts.

Dafür wird eine große Anzahl von handgeschriebenen sowie gedruckten Quellen im ganzen europäischen Panorama aus unterschiedlichen Disziplinen, wie etwa aus der Kunsttechnologie, Naturwissenschaften, Färberei und Chemie, erwägt, erforscht und vereint. Hierbei werden Traditionslinien von Farbkarten hervorgehoben, die Grundsätze ihrer Entstehung ermittelt, und hinterfragt ob sie wirklich eine praktische Anwendung je gefunden haben.


Zur Person

Giulia Simonini ist absolvierte Restauratorin (B.A. Accamia di Belle Arti di Bologna), Kunstwissenschaftlerin (M.A. Technische Universität Berlin), und derzeit Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Dr. Friedrich Steinle (Institut für Wissenschaftsgeschichte, Technische Universität Berlin) im Projekt “The Order of Colours. Farbsysteme und Farbreferenzsysteme im Europa des 18. Jahrhunderts.” Sie ist freiberufliche Paläographin und arbeitete zuvor als Assistentin von Prof. Dr. Rafał Makała (Geschichte der osteuropäischen Kunst, Technische Universität Berlin), als wissenschaftliche Assistentin von Prof. Dr. Aleksandra Lipińska im Pilotprojekt “Loitz Network” (Geschichte der osteuropäischen Kunst, Technische Universität Berlin) und als studentische Hilfskraft von Prof. Dr. Sven Dupré im Forschungsgruppe “Art and Knowledge in Pre-Modern Europe” (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin).

Sie ist Autorin von “Daniel Weiman & Libri picturati A 16-31”, veröffentlicht im Archives of Natural history 45.1 (2018), und von “Organising Colours: Patrick Syme’s Colour Chart and Nomenclature for Scientific Purposes”, XVII-XVIII [En ligne], 75 | 2018, mis en ligne le 31 décembre 2018. URL: journals.openedition.org/1718/1327 ; DOI : 10.4000/1718.1327 E-Mail: giulia.simonini@tu-berlin.de oder giulia.posta17@gmail.com

Betreuungsteam  
Erstbetreuung Prof. Dr. Friedrich Steinle TU Berlin
Zweitbetreuung Prof. Dr. Karin Leonhard, Universität Konstanz