Mag. art. Vera Ulrike Palm

Innovation oder Ersatz? Kunsttechnologische Forschungen zu Gemälden Willi Baumeisters zwischen 1930 und 1955

Willi Baumeister, Ur-Schanabi auf Grün, 1944
Öl mit Kunstharz, Tempera und Spachtelkitt. 65 x 81 cm
Oil, synthetic resin, tempera, putty. 65 x 81 cm
Privatsammlung
private collection
© CC 3.0 Lizenz / Willi Baumeister Stiftung
https://willi-baumeister.org/de/werk/ur-schanabi-auf-gr%C3%BCn

Das Dissertationsprojekt geht der Frage nach, aus welchen Gründen und in welcher Form sich der Maler Willi Baumeister (1885 in Stuttgart–1955 ebenda) zwischen 1930 und 1955 mit innovativen Malmaterialien auseinander gesetzt hat. Mit Baumeister steht ein Künstler im Fokus dieses Forschungsprojekts, der sich durch seine Experimentierfreudigkeit in Bezug auf sein künstlerisches Schaffen auszeichnet. Die intensive Beschäftigung mit innovativen Werkstoffen spiegelt sich auch in der Maltechnik seiner späten Gemälde wider. Welche synthetischen oder halbsynthetischen Materialien hat Baumeister dabei verwendet? War es eher die kriegsbedingte Materialknappheit oder sein Interesse an neuen Produkten der chemischen Industrie, die ihn dazu motivierten? Oder reizten ihn neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten? Diesen Fragen geht die Arbeit mithilfe von kunsttechnologischen Forschungen zur Maltechnik Baumeisters nach. Dabei werden Schriftquellen ebenso berücksichtigt wie die kunsttechnologische Untersuchung ausgewählter Gemälde. Besonderes Augenmerk soll auf der Analyse der Bindemittelzusammensetzung liegen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen mithilfe von zeitgenössischen Material- und Schriftquellen und der Untersuchung historischer Materialproben in den zeit- und technikgeschichtlichen Kontext eingeordnet werden.

Mittels der Betrachtung von Baumeisters Maltechnik der reifen Schaffensphase aus mehreren Blickwinkeln können grundlegende Erkenntnisse zur Verwendung synthetischer Harze und abgewandelter Naturstoffe durch einen der bedeutendsten Künstler der deutschen Moderne gewonnen werden. Damit stellt diese Arbeit ein Bindeglied zur kunsthistorischen Forschung dar und erschließt Baumeisters Oeuvre nun auch aus kunsttechnologischer Sicht.

Darüber hinaus soll die Arbeit dazu beitragen, dass die Bedeutung und Verwendung früher synthetischer Materialien in der Kunst besser erforscht werden und mit diesem Wissen Erhaltungsstrategien für die Kunstobjekte dieser Zeit entwickelt werden können.


Zur Person

Ulrike Palm studierte Konservierung/Restaurierung von Gemälden und gefassten Skulpturen an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Dabei erhielt sie das Leistungsstipendium der Akademie der bildenden Künste Wien. In ihrer Diplomarbeit untersuchte sie die Fassung eines spätgotischen Skulpturenpaares kunsttechnologisch und im Abgleich mit historischen Quellenschriften. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Konservierung/Restaurierung der Objekte. Dabei wurde ein Restaurierkonzept entwickelt, mit dem der stark überarbeitete Zustand in respektvollen Umgang mit diesem für den Betrachter lesbar gemacht wurde. Die Diplomarbeit wurde mit dem Würdigungspreis der Akademie der bildenden Künste Wien ausgezeichnet.

Seit ihrem Studium arbeitet sie für Museen und Institutionen wie das Bundesdenkmalamt Österreich oder Salzburger Burgen & Schlösser. Außerdem absolvierte sie ein zweijähriges wissenschaftliches Volontariat am Landesmuseum Württemberg.

Seit 2021 ist Ulrike Palm assoziiertes Mitglied des Graduiertenkollegs „Rahmenwechsel“. Ihr Interessensgebiet umfasst insbesondere künstlerische Techniken und deren kunsttechnologische Untersuchung im interdisziplinären Austausch sowie die Vermittlung von Kunsttechnologie und Restaurierung auch an ein breites Publikum.

Betreuungsteam  
Erstbetreuung Prof. Dr. Wibke Neugebauer, ABK Stuttgart