Julia Hurlbeck

Die Kunsttechnologie der Raumfassungen im städtischen Haus vor 1350 im deutschsprachigen Bereich

Dekorative Malerei auf einer Balkenunterseite in der Kemenate mit der Blütendecke von 1244d am Benediktsplatz in Erfurt. Die Deckenfassung ist die älteste erhaltene Ausmalung in einem bürgerlichen Wohnhaus nördlich der Alpen. © TU Berlin und FH Erfurt

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war es weithin bekannt, dass die mittelalterlichen Bürgerhäuser ebenso wie die Kirchen mit farbigen Malereien geschmückt waren. Damals wie heute tauchten solche Zeugnisse für die Gestaltung von Wohn-, Geschäfts- und Wirtschaftsräumen bei Umbau- und Abrissarbeiten auf. Sie wurden allerdings nicht in gleichem Maße untersucht, dokumentiert und erhalten wie die monumentalen und kunsthistorisch stark beachteten Wandmalereien in sakralen Räumen.
Mit dem Dissertationsvorhaben soll erstmals ein Überblick auf den noch reichen, aber wenig publizierten Bestand der mittelalterlichen profanen Raumfassungen bis 1350 entstehen. Dabei werden alle Befunde - angefangen von einfachsten Anstrichen und Lasuren über rein dekorative Malereien bis hin zu figürlichen Darstellungen - berücksichtigt, um ein möglichst genaues und umfassendes Bild über die Gestaltung dieser Räume zu erlangen. Der Weg dahin führt über die Sammlung und Untersuchung der Objekte nach den verwendeten Materialien und Ausführungstechniken sowie erstmals zu einer statistisch auswertbaren Menge an Daten gegenüber den vornehmlich isoliert betrachteten Einzeluntersuchungen. Der Anspruch der Arbeit, auch Detailfragen zur mittelalterlichen Maltechnik - u.a. die Vorbereitung der Untergründe, die Übertragungstechniken und den Schichtaufbau – im Kontrast zur gebräuchlichen Denkmalerfassung konsequent zu berücksichtigen und diese Untersuchungen durch naturwissenschaftliche Analysetechniken zu untermauern, ist im Sinne des Graduiertenkollegs Rahmenwechsel. Eine Darstellung der Kunsttechnologie der profanen Raumfassungen könnte somit die Basis liefern, die Fragen nach Unterschieden zu sakraler Raumgestaltung, der Werkstoffpalette, handwerklicher Praxis und den ausführenden Handwerkern aus dieser Zeit zu beantworten.


Zur Person

Julia Hurlbeck studierte Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei und Architekturfassung im Masterstudiengang der Fachhochschule Erfurt. Parallel zu ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Restauratorin war sie von 2015 bis 2018 in dem gemeinsamen DFG-Projekt der TU Berlin (Dr.-Ing. habil. Barbara Perlich) und FH Erfurt (Prof. Dr. Christoph Merzenich) „Ein hochmittelalterlicher jüdischer Wohn- und Handelskomplex und seine Raumfassung“ als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt. Aus diesem Aufgabenfeld formte sich das Thema für ihr Dissertationsvorhaben. Im Rahmen des multidisziplinären DFG-Projektes der Universität Bonn und TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Wolter-von dem Knesebeck und Dr.-Ing. habil. Barbara Perlich „Das Haus in der Stadt vor 1300“ wird sie ihre Dissertation am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn verfassen.

Julia Hurlbeck ist als assoziiertes Mitglied in das Programm des Graduiertenkollegs integriert.

Betreuungsteam  
Erstbetreuung Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck, Universität Bonn