Janina Burandt

‚Caravaggeske‘ Formen im Wandel. Auf Spurensuche zwischen Spanien und Italien (Arbeitstitel)

Jusepe de Ribera: Das Martyrium des Hl. Andreas, 1628, Leinwand, 206,1 x 177,7 cm, Budapest, Museum der Schönen Künste. Bildquelle: https://www.mfab.hu/app/uploads/2018/11/239.jpg
© Museum der Schönen Künste, Budapest

In den Jahren um 1600 legte Michelangelo Merisi da Caravaggio mit seiner Malerei den Grundstein für eine künstlerische „Strömung“, die sich in den nachfolgenden Jahrzehnten über weite Teile des europäischen Kontinents ausbreitete. Anhand dieser als „caravaggesk“ bezeichneten Malerei widmet sich das Promotionsvorhaben den politischen und kulturellen Verbindungen zwischen den Städten Rom, Neapel und Valencia in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Um die kulturelle Mobilität innerhalb des Beziehungsgeflechts zwischen diesen mediterranen Städten beschreibbar machen zu können, gilt es, die Wege anhand von Künstler*innen und weiteren Reisenden zu verfolgen, das Potenzial von Zeichnung und Druckgraphik als mobile Medien zu berücksichtigen sowie abstrakte Konzepte und kunsttheoretische Aspekte einzubeziehen. Anstelle des subsumierenden „Caravaggismus“-Begriffs soll ein Vokabular entwickelt werden, das die Caravaggios Œuvre rezipierenden Maler*innen als handelnde Akteur*innen begreift, die visuell vorhandene ästhetische Formen gemäß ihrer eigenen künstlerischen Interessen und auf verschiedene Kontexte re-agierend verarbeiten. Darin enthalten sind Fragen nach der „Form“ selbst und nach ihrer Darstellung, Rezeption, Interpretation, Veränderung und letztlich ihrem Wiedererkennungswert. Dies umfasst auch die Form-Werdung in der Werkgenese und damit materielle und technische Aspekte des Malprozesses. Exemplarisch werden Gemälde von Valentin de Boulogne, Francisco Ribalta und Jusepe de Ribera in ihren eigenen lokalen Kontexten und im internationalen Relationsgefüge untersucht.

Ziel des Vorhabens ist, durch die kunstwissenschaftlichen Erkenntnisse eine Differenzierung zwischen den „caravaggesk“ malenden Künstler*innen vorzunehmen und damit eine Emanzipation von der Omnipräsenz Caravaggios anzuregen sowie einen neuen Zugang zu dieser Malerei zu eröffnen.


Zur Person

Janina Burandt studierte von 2013 bis 2020 den Studiengang Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften mit Schwerpunkt Kunstwissenschaft an der Universität Konstanz. Während ihres Masterstudiums fokussierte sie sich auf die südalpine Malerei der Frühen Neuzeit und absolvierte Praktika in Museen in Konstanz und Wien. In ihrer Abschlussarbeit befasste sie sich anhand eines Gemäldes von Valentin de Boulogne mit Verflechtungen von Malerei, Poesie und zeitgenössischen Diskursen zu Liebe, Begehren und Geschlecht in Rom zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Seit der ersten Berührung mit Restaurierungswissenschaften durch interdisziplinäre Seminare fließen in ihre Überlegungen und Interpretationen kunsttechnologische Erkenntnisse zur Werkgenese ein. Ihre Forschungsinteressen umfassen außerdem die Kunsttheorie(n) der Frühen Neuzeit, interpikturale Rekursivität und das Potenzial interdisziplinärer Herangehensweisen an Bildgrenzen überschreitende Phänomene. 2021 wurde sie vom Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung (ZKF) der Universität Konstanz gefördert. Seit 2022 ist sie Stipendiatin des Cusanuswerks.

Janina Burandt ist als assoziiertes Mitglied in das Programm des Graduiertenkollegs integriert.

Betreuungsteam  
Erstbetreuung Prof. Dr. Karin Leonhard, Universität Konstanz
Zweitbetreuung Prof. Dr. Valeska von Rosen, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf