Anna Katharina Thaler

„This part is mistaken“ – J. M. W. Turners Illustrationen und die Translation von polychromen Aquarellen in monochrome Druckgrafiken

Edward Goodall nach J.M.W. Turner: The Last Man, 1837, Radierung, 8,5 x 6,5 cm, in: Thomas Campbell: The Poetical Works of Thomas Campbell, London 1837, S. 104.

Mitte der 1830er Jahre gestaltete der englische Maler J. M. W. Turner Buchillustrationen für zeitgenössische Autoren. Eine Anthologie des schottischen Dichters Thomas Campbell von 1837, für die Turner zwanzig Grafiken anfertigte, bildet die Ausgangslage für dieses Dissertationsprojekt. Die Illustrationen unterliegen einem Arbeitsprozess bei dem polychrome Aquarelle in monochrome Druckgrafiken übertragen wurden. Dieser zu untersuchende Vorgang wird als medienübergreifender Translationsprozess definiert, bei dem sich verschiedene Medien und Techniken sowohl auf gestalterischer als auch auf handwerklicher Ebene wechselseitig bedingen. Wie wird aus einem Farbton eine Linie? Weiter stellen sich Fragen zum Status von Aquarell und Grafik zwischen Einzelwerk und Vervielfältigung, der Notwendigkeit von farbigen Vorlagen sowie Konzepten der Zugänglichkeit zu den Werken aus dem Blickwinkel von Künstler, Graveur und Rezipient/Leser.
In seinen Manuskripten verwendet Turner den Begriff ‚translation’, also Übersetzung oder Übertragung, und umschreibt ihn mit der jeweiligen Eigenschaft der Medien, nämlich Farbe und Linie. Die Verbindung von Sprache und Übersetzung mit künstlerischer Praxis lässt sich in England schon vor Turners Schriften feststellen. Mit der Aufarbeitung des Begriffs Translation im historischen Kontext sollen neben der Betrachtung nah am Objekt auch zeitgenössische farbtheoretische und druckgrafische Diskurse thematisiert werden. Hervorzuheben ist zudem die Linie als führendes Gestaltungsmittel der Radierung, die sowohl hinsichtlich ihrer Funktionen als auch in ihrer historischen Bedeutung analysiert wird. Die Adaptierung spezifischer Techniken und Überwindung von medialen Differenzen stehen dabei im Fokus.


Kurzfilm zum Projekt

Zur Person

Studium der Kunstwissenschaft mit Literatur- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz. 2018 Abschluss Master of Arts mit einer Arbeit zu J. M. W. Turners Druckgrafiken. Während des Studiums studentische Hilfskraft und Mitarbeit in Museen der Bodenseeregion. Seit Oktober 2018 Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Graduiertenkolleg „Rahmenwechsel. Kunstwissenschaft und Kunsttechnologie im Austausch“ der Universität Konstanz und Staatlichen Akademie der Künste Stuttgart.

Betreuungsteam  
Erstbetreuung

Prof. Dr. Nils Büttner, ABK Stuttgart

Zweitbetreuung

Prof. Dr. Karin Leonhard, Uni Konstanz

Mentor*innen Dr. Doris Oltrogge, Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft, TH Köln
 

Prof. Dr. Aviva Burnstock, The Courtauld Institute of Art, London